Das Sägen, Röhren, und Röcheln kann es durchaus mit der Lautstärke eines Presslufthammers aufnehmen – bis zu 90 Dezibel haben Experten in manchen Schlafzimmern gemessen. So laut wie auf einer Baustelle muss es auch bei US-Star Tom Cruise zugegan- gen sein, als er noch mit Katie Holmes das Bett teilte. Kurzer- hand ließ er in seiner Villa eine schalldichte Schnarchzone (Snoring room) einbauen, und einige Hollywood-Kollegen sollen es ihm nachgemacht haben. Risiken: „Der Krach bringt nicht nur den Partner um den Schlaf. Einige Schnarcher wachen auch von ihrem eigenen Lärm auf. Wichtige Schlafphasen werden unterbrochen, und der Erholungseffekt bleibt aus“, sagt Dr. Michael Bohndorf, HNO-Arzt und Experte für Schlafmedizin aus Düsseldorf. Während Schnarchen in jüngeren Jahren ansonsten keine größeren Gesundheitsschäden verursacht, sieht es ab etwa 50 Jahren schon anders aus. „Dann kommt es öfter zu Atemaussetzern, einer Schlaf-Apnoe“, so Dr. Bohndorf. Bemerkbar macht sich das durch Atempausen und einer lauten Schnappatmung, wenn der Körper endlich wieder Luft holt. Dadurch entsteht Sauer- stoffmangel, der zum gefähr- lichen Sekundenschlaf am Tag führt und auch das Herzinfarkt- Risiko erhöht.
Ursachen Häufig liegt es an einem Engpass in der Nase. Sind die Schleimhäute durch eine Erkältung oder Allergie angeschwollen, wird der Luft- strom behindert. Man atmet durch den Mund, und bald beginnt das Schnarchkonzert, das sogar frisch verliebte Paare wie die DSDS-Stars Sarah Engels und Pietro Lombardi entzweit – zumindest ab und zu, wenn die junge Sarah schnarcht wie ein alter Mann. Auch vergrößerte Nasenmuscheln, die am hinteren Ende der Nase liegen, Rachenmandeln, eine schiefe Nasenscheidewand oder erschlafftes Gewebe engen die Atemwege ein und sorgen für die nächtliche Ruhestörung“, erklärt der Experte.
Wenn mit der Zeit die Muskelspannung des Körpers nachlässt, ist auch der Rachenraum betroffen. Die Zunge fällt zurück und blockiert die Atemwege. Gaumensegel und -zäpfchen schwingen beim Luftholen geräuschvoll mit. „Und Übergewicht spielt eine Rolle. Fettpolster lagern sich nicht nur auf den Hüften, sondern auch im Rachen an.“ Bei Frauen schwächt zudem der Östrogenverlust in den Wechseljahren das Gewebe und spätestens dann sägen sie eifrig mit. Alkohol und Medikamente: Einige Arzneien wie z.B. Schlaf- und Beruhigungsmittel setzen ebenfalls die Muskelspannung herab und führen dazu, dass das Gaumengewebe im Luftzug mit- schwingt. „Medikamente sind nicht Auslöser für das Schnarchen, sie verstärken es jedoch“ erklärt der Schlafmediziner. Das gilt auch für Alkohol, dessen muskelentspannende Wirkung nicht nur die Beine wegknicken lässt, sondern auch bewirkt, dass die aus Muskelringen bestehende Luftröhre zusammenfällt. Ein paar Drinks zu viel verwandeln mitunter die ganze Wohnung in ein Sägewerk – was Party-Prinz Harry oft lautstark unter Beweis stellt.
Diagnose Extremes Schnarchen sollte man immer beim HNO- Arzt abklären lassen. „Eine en- doskopische Untersuchung bringt schnell Klarheit“, sagt Dr. Bohndorf. „Mit einem flexiblen Rohr, das durch die Nase eingeführt wird, lässt sich Ursache genau erkennen. Die Untersuchung ist kaum spürbar und dauert zehn bis 15 Minuten“, erklärt der Experte. Behandlung Häufig werden vergrößerte Nasenmuscheln entdeckt, die sich mit einem chirurgischen Mini-Eingriff, per Laser oder mit Radiowellen verkleinern lassen. „Patienten tragen einen Tag lang eine Schiene in der Nase und müssen anschließend regelmäßig zum Absaugen des Sekrets kommen. Nach kurzer Zeit ist die Nase wieder frei und endlich Schluss mit Schnarchen.“ Bei Verdacht auf Apnoe bekommen Patienten ein mobiles Schlaflabor mit nach Hause. Über Nacht werden damit vor allem Atmung sowie Sauerstoffsättigung erfasst und die Daten am nächsten Morgen in der Praxis ausgewertet. Bei Atemaussetzern wird meist eine Überdruckmaske verordnet, die Patienten nachts tragen müssen. „Es gibt auch Alternativen zu dieser ziemlich unbequemen Maske“, sagt Dr. Bohndorf. „Bei Apnoe kann die Verkleinerung der Nasenmuscheln viel bringen. Auch eine vom Kiefernorthopäden angepasste Zahnschiene kann im Mund den Freiraum für bessere Atmung schaffen. Geeignet ist sie vor allem bei einem kleinen Gebiss und einem engen Nasen-Rachenraum.“ Größere Eingriffe, z.B. die Straffung des Gaumensegels oder Zungenimplantate, sind selten erforderlich. Hilfsmittel und Tipps Ein kühles, gut gelüftetes Zimmer, Schlafen in Seitenlage und kleine Helfer wie nasenaufspreizende Klammern, Anti-Schnarch-Sprays oder Akupressurringe, die Mund- und Rachenpunkte am kleinen Finger stimulieren, können durchaus Wirkung haben“, sagt Dr. Bohndorf. Sein persönlicher Tipp: „Achten Sie auf Ihr Gewicht. Ein paar Kilo weniger sichern oft schon die wohlverdiente Nachtruhe.“