Praxis für HNO

Praxis für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde
Am Rathaus 10
47475 Kamp-Lintfort

In der kühl-feuchten Jahreszeit haben Ohrenschmerzen Hochsaison. Sind ernste Erkrankungen ausgeschlossen, so können alte Hausmittel wie Wärme, Kamille und Zwiebeln eventuell ein Antibiotikum ersparen, erläutert Dr. Michael Bohndorf, HNO-Facharzt aus Düsseldorf.

Was unsere Großmütter wussten
Bei leichten Ohrenschmerzen muss es nicht immer gleich ein Antibiotikum sein. Schon unsere Großmütter setzten vielfach auf die heilende Kraft der Kamille, weiß Dr. Bohndorf. Die ätherischen Öle dieser Pflanze wirken schmerzlindernd und wundheilend. Für ein Dampfbad zwei Esslöffel Kamillenblüten fünf, sechs Minuten im kochenden Wasser ziehen lassen. Anschließend das betroffene Ohr für einige Minuten über die schmerzstillenden Dämpfe halten. Dabei auf genügend Abstand achten.
Dank ihrer antibakteriellen, entzündungshemmenden Substanzen ist die Zwiebel ein natürlicher Klassiker im Kampf gegen Ohrentzündungen. Ein warmer Umschlag ist schnell hergestellt: Die Zwiebel klein schneiden, erhitzen und in ein Tuch wickeln. Die nicht zu heiße „Packung“ für eine halbe Stunde auf das schmerzende Ohr legen – und die angeschwollene Schleimhaut geht zurück. Da die wohltuenden Stoffe nicht sehr tief ins Mittelohr dringen, ist die Wirkung jedoch begrenzt. Alternativ können bei erträglichen Ohrenschmerzen auch Ölwickel hilfreich sein. Olivenöl kurz erwärmen und den getränkten (nicht zu heißen) Umschlag für ein paar Minuten hinter das Ohr legen.

Bei Fieber und starken Schmerzen zum Arzt
Bei Erkältungen und Ohrenschmerzen haben sich auch Kräutertees mit Linden- und Holunderblüten, Königskerze und Pfefferminze seit Generationen bewährt. Und auch Rotlicht kann Ohrenschmerzen lindern. Empfehlenswert ist jedoch ein Abstand von mindestens 50 Zentimetern. Nicht geeignet ist dieses Hausmittel bei Gehörgang-Entzündungen.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, der sollte vor der Anwendung eines Hausmittels jedoch stets den Arzt befragen. Denn: „Nicht in jedem Fall ist die gewählte Alternative zur Therapie geeignet. Schlimmstenfalls verstärken sich die Beschwerden sogar“, warnt Dr. Bohndorf. Haben die Schmerzen nicht innerhalb von ein, zwei Tagen nachgelassen, „so sollte auf jeden Fall ein Arzt konsultiert werden“, empfiehlt er. „Das Gleiche gilt bei starken Schmerzen und Fieber.“ Der HNO-Facharzt untersucht, ob beispielsweise eine eitrige Mittelohrentzündung hinter den Symptomen steckt. Gegebenenfalls verschreibt er Antibiotika, um eventuelle Hörschäden zu vermeiden. Denn bei bakteriellen, eitrigen Infektionen besteht ansonsten die Gefahr, dass durch den Druck das Trommelfell reißt.

Kälte und Zugluft meiden
Um Ohrenbeschwerden und -schmerzen vorzubeugen, raten Ärzte dazu, Durchzug zu meiden und draußen als Schutz eine Kopfbedeckung zu tragen. „Kalter Wind und Zugluft im Bereich des Kopfes sind häufig die Ursache von Ohrenentzündungen“, warnt Dr. Bohndorf.

Auslöser für starke Ohrenschmerzen ist oft auch Wasser im Gehörgang. „Deshalb möglichst das Untertauchen beim Baden vermeiden und nach dem Schwimmen den Gehörgang gut trocknen, z.B. mit dem Föhn“, rät der Düsseldorfer HNO-Spezialist. Auch wenn’s vielleicht noch nicht besonders attraktiv aussieht, so ist die gute alte Badekappe immer noch der beste Schutz vor Entzündungen des Gehörgangs („Otitis extern“). Die auch als Badeotitis bezeichnete Infektion hat übrigens erst wieder im Sommer Hochsaison, wenn die Krankheitserreger in den warmen Gewässern besonders gut gedeihen.
Zur Vorsicht raten HNO-Ärzte auch beim Umgang mit Wattestäbchen. „Diese können zu Verletzungen des Gehörgangs und somit zu Ohrenschmerzen führen“, weiß Dr. Bohndorf aus seiner täglichen Praxis. Außerdem rät er, täglich mindestens zwei bis drei Liter Wasser oder Tee zu trinken. „Denn eine ausreichende Sekretbildung ist wichtig, um Keime von den Schleimhäuten zu spülen.“

TIPP
Schon gehört?
Die Ursache von Ohrenschmerzen liegt meist im Ohr selbst. Bei Entzündungen des äußeren Ohres gelangen Bakterien oder Viren ins Ohr, etwa beim Schwimmen (Badeotitis). Entzündungen des Mittelohrs sind oft die Folge von Erkältungen, können aber beispielsweise auch durch Allergien, Trommelfell-Verletzungen, Ohrschmalzverstopfungen, Erkrankungen der Zähne oder des Kiefers sowie eine Gürtelrose ausgelöst werden. Zur Klärung der Ursache sollt der HNO-Facharzt konsultiert werden. Im Einzelfall helfen Ohrentropfen oder, falls erforderlich, eine antibiotische Therapie. Schmerzmittel sollten nicht über längere Zeit ohne Abklärung der Schmerzursache eingenommen werden.