Praxis für HNO

Praxis für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde
Am Rathaus 10
47475 Kamp-Lintfort

Fünf Millionen Deutsche schnarchen, vermuten Experten. Oft liegt es an zu engen Atemwegen, Allergien, Erkältungen oder Übergewicht. Kommen Atemaussetzer hinzu, kann es lebensbedrohlich werden. Wir fragten einen Spezialisten, wodurch Schnarch-Attacken entstehen und was dagegen hilft.

Gegen den nächtlichen Krach in Deutschlands Schlafzimmern bewirken auch Ohrenstöpsel nur wenig: Nicht selten erreichen Schnarcher eine Lautstärke von 90 Dezibel, was einem Presslufthammer gleichkommt. Das Problem: Sobald sie durch den Mund atmen, vibrieren Gaumensegel und Zäpfchen und diese Schwingungen verursachen das oft ohrenbetäubende Schnarchkonzert.

Während nächtliches Schnarchen ohne Atemstörungen nur lästig und störend ist (vor allem für die Partner), kann eine Schlafapnoe (Apnoe: griechisch = Atemstillstand) lebensbedrohlich sein. Kommt es mehr als zehnmal pro Stunde zu Atemaussetzern von mehr als zehn Sekunden, spricht der Arzt von einer Apnoe. „Diese entsteht, wenn sich Zunge und weicher Gaumen im Schlaf entspannen und den Fluss der oberen Atemwege blockieren“, erklärt Dr. Michael Bohndorf, HNO-Facharzt aus Düsseldorf. Die Folgen des nächtlichen Sauerstoffmangels sind nicht nur Konzentrationsprobleme und Vergesslichkeit, Depressionen und Kopfschmerzen. Auch das Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls steigt. „Glücklicherweise haben nur wenige Prozent aller Schnarcher diese gefährlichen Schlafaussetzer“, betont Schlafexperte Dr. Bohndorf. „Dennoch sollte bei häufigem Schnarchen auf jeden Fall die Ursache geklärt werden.“

So kommen Schnarcher endlich zur Ruhe

Während junge Menschen meist nur bei Erkältungen oder nach reichlichem Alkoholgenuss schnarchen, tun es vor allem ältere Menschen regelmäßig. Abhilfe bringen oft schon etwas Zurückhaltung beim Schlummertrunk sowie der Verzicht auf Beruhigungs -und Schlaftabletten. Denn diese fördern die Entspannung der Atemwegsmuskeln – und damit „nächtliche Schnarch-Attacken“. Bei Übergewicht ist Abnehmen angesagt. „Denn zu viel Fettgewebe im Rachenraum verengt die Atemwege und begünstigt so das Schnarchen“, erklärt Dr. Bohndorf aus seiner täglichen Praxis. Hilfreich ist auch eine gute Schlafhygiene. Darunter fasst der Schlafmediziner alle Faktoren zusammen, die einen gesunden Schlaf fördern – beispielsweise ein abgedunkeltes, ruhiges Zimmer oder eine gesunde, nicht durchgelegene Matratze. Manchmal genügt es bereits, wenn der „Ruhestörer“ nicht auf dem Rücken liegt. Denn in dieser Position ragt das Zäpfchen weit in den Rachen hinein und vibriert beim Atmen. „Lagerungshilfen“ (spezielle Schlafsäcke oder T-Shirts mit einem Luftkissen im Rückenbereich) können hier die Lösung sein. Nicht nachgewiesen hingegen ist die Tauglichkeit vieler sogenannter Anti-Schnarch-Mittel, wie etwa Sprays oder Tropfen.

Schnarchen, bis der Arzt kommt

Kommt es regelmäßig zu nächtlichen Schnarch-Konzerten (die meist dem entnervten Partner unangenehm auffallen) oder werden Betroffene selbst durch ihr lautes Schnarchen wach, sollte ein HNO-Arzt oder Schlafmediziner aufgesucht werden. Er macht einen gründlichen Check-up, der Allergietestungen (etwa gegen Hausstaubmilben), Lungenfunktionsprüfungen, Nasenatmungs-
tests, Schilddrüsenuntersuchungen sowie Röntgenaufnahmen der Nebenhöhlen umfassen kann. „Generell gilt es, bei den Untersuchungen zwei Aspekte zu ergründen“, erläutert Dr. Bohndorf. „Ist die Luftzufuhr während des Schlafens behindert? Und, wenn ja: Kommt es zu Atemaussetzern und wie stark beeinflussen diese das Herz-Kreislauf-System des Patienten?“ Um das exakt zu klären, hat sich die Schnarch-Video-Endoskopie bewährt. „Bei dieser Methode wird der Patient in einen etwa 15-minütigen Schlafzustand versetzt. In dieser Zeit kann der Arzt mit einem flexiblen Endoskop die Quelle des Schnarchens genau erforschen“, erläutert Dr. Bohndorf. Untersucht werden in der Regel der Rachen, der Nasen-, Gaumen- oder Mundbereich so- wie die Partie über dem Kehlkopf.

Die präzise Lokalisierung sichert eine gezielte Therapie vieler möglicher Ursachen:
● Sind die Nasenmuscheln zu groß oder ist eine verkrümmte Nasenscheidewand das Problem, so kann der Laser-Einsatz helfen. In 30 Minuten verkleinert er die Nasenmuscheln unblutig und schmerzfrei.
● Ist ein zu großes Gaumenzäpfchen Auslöser des Schnarchens, lässt sich dieses ebenfalls mit dem Laser in wenigen Minuten reduzieren.
● Werden die Schnarch-Attacken durch ein schlaffes Gaumensegel hervorgerufen, dann kann die Radiofrequenztherapie helfen. Bei dieser Methode werden die betreffenden Gewebeteile mit speziellen Thermosonden wieder gestrafft.
● Ist der Zungengrund zu groß, lässt sich auch hier das überschüssige Gewebe dank Radiofrequenztherapie in wenigen Sekunden „verdampfen“.
● Sind Mandeln, Polypen oder eine krumme Nasenscheidewand Schuld am Schnarchen, helfen in der Regel operative Eingriffe.
Besteht der Verdacht einer Apnoe, so raten Fachärzte zum Besuch eines Schlaflabors. „Bei einer Schlafanalyse werden die Qualität aller Schlafphasen und eventuelle Atemstillstände dokumentiert“, erklärt Dr. Bohndorf. Diese Ergebnisse ermöglichen eine gezielte Behandlung, beispielsweise durch eine Intravenöse Sauerstoff-Therapie. „Bei diesem Verfahren wird dem Blut reiner medizinischer Sauerstoff zugeführt, was sich positiv auf die Schlaflänge und -tiefe auswirken kann“, versichert Dr. Bohndorf. Übrigens suchen nicht nur Männer Rat bei dem erfahrenen Spezialisten. „Mit 40, 45 Jahren beginnen auch sehr viele Frauen zu schnarchen. Entgegen landläufiger Meinung ist das also keineswegs‚reine Männersache‘.“