In der kühlfeuchten Jahreszeit haben Ohrenschmerzen Saison. Sind ernste Erkrankungen ausgeschlossen, können alte Hausmittel, wie Wärme, Kamille und Zwiebeln, eventuell ein Antibiotikum ersparen.
Bei leichten Ohrenschmerzen muss es nicht direkt ein Antibiotikum sein. Schon unsere Großmütter setzten vielfach auf die heilende Kraft der Kamille. Die ätherischen Öle dieser Pflanze wirken schmerzlindernd und wundheilend. Für ein Dampfbad zwei Esslöffel Kamillenblüten fünf bis sechs Minuten im kochenden Wasser ziehen lassen. Anschließend das betroffene Ohr für einige Minuten über die schmerzstillenden Dämpfe halten. Da- bei auf genügend Abstand achten.
Dank ihrer antibakteriellen, entzündungshemmenden Substanzen ist die Zwiebel ein natürlicher Klassiker im Kampf gegen Ohrenentzündungen. Ein warmer Umschlag ist schnell hergestellt: Die Zwiebel klein schneiden, erhitzen und in ein Tuch wickeln. Die nicht zu heiße „Packung“ für eine halbe Stunde auf das schmerzende Ohr legen – und die angeschwollene Schleimhaut geht zurück. Da die wohltuenden Stoffe nicht sehr tief ins Mittelohr dringen, ist die Wirkung jedoch begrenzt. Alternativ können bei erträglichen Ohrenschmerzen auch Ölwickel hilfreich sein. Olivenöl kurz erwärmen und den getränkten (nicht zu heißen) Umschlag für ein paar Minu- ten hinter das Ohr legen.
Bei Fieber und starken Schmerzen stets zum Arzt
Bei Erkältungen und Ohrenschmerzen haben sich auch Kräutertees mit Linden und Holunderblüten, Königskerze und Pfefferminze seit Generationen bewährt. Und auch Rotlicht kann Ohrenschmerzen lindern. Empfehlenswert ist jedoch ein Abstand von mindestens 50 Zentimetern. Nicht geeignet ist dieses Hausmittel bei Gehörgangs- entzündungen.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte vor der Anwendung eines Hausmittels jedoch stets den Arzt be- fragen. Denn: „Nicht in jedem Fall ist die gewählte Alternative zur Therapie geeignet. Schlimmstenfalls verstär- ken sich die Beschwerden sogar“, warnt HNO-Facharzt Dr. Michael Bohndorf.
„Haben die Schmerzen nicht innerhalb von ein bis zwei Tagen nachgelassen, so sollte auf jeden Fall ein Arzt konsultiert werden“, empfiehlt Dr. Bohndorf. „Das Gleiche gilt bei starken Schmerzen und Fieber.“ Der HNO-Facharzt untersucht, ob beispielsweise eine eitrige Mittelohrentzündung hinter den Symptomen steckt. Gegebe- nenfalls verschreibt er ein Antibiotikum, um eventuelle Hörschäden zu vermeiden. Denn bei bakteriellen, eitrigen Infektionen besteht ansonsten die Gefahr, dass durch den Druck das Trommelfell reißt.
Wie kann ich Ohrenschmerzen vorbeugen?
Um Ohrenbeschwerden und -schmerzen vorzubeugen, raten Ärzte, Durchzug zu meiden und draußen als Schutz eine Kopfbedeckung zu tragen. „Kalter Wind und Zugluft im Bereich des Kopfes sind häufig die Ursache von Ohrenentzündungen“, warnt Dr. Bohndorf.
Auslöser für starke Ohrenschmerzen ist oft auch Wasser im Gehörgang. „Deshalb möglichst das Untertauchen beim Baden vermeiden und nach dem Schwimmen den Gehörgang immer gut trocknen, zum Beispiel mit dem Föhn“, rät der Düsseldorfer HNO-Spezialist. Auch wenn es vielleicht nicht besonders attraktiv aussieht, so ist die gute alte Badekappe immer noch der beste Schutz vor Entzündungen des äußeren Gehörgangs (Otitis externa). Die auch als Badeotitis bezeichnete Infektion hat übrigens im Sommer Saison, wenn die Krankheitserreger in den warmen Gewässern besonders gut gedeihen.
Zur Vorsicht raten HNO-Ärzte auch beim Umgang mit Wattestäbchen. „Diese können zu Verletzungen des Gehörgangs und somit zu Ohrenschmerzen führen“, weiß Dr. Bohndorf aus seiner täglichen Praxis. Außerdem rät er, täglich mindestens zwei bis drei Liter Wasser oder Tee zu trinken. „Denn eine ausreichende Sekretbildung ist wichtig, um die Keime von den Schleimhäuten zu spülen.“